Sylke von Gaza ist im Jahr 1966 in Hamburg geboren und beendete 2006 ihr Studium der Malerei als Meisterschülerin von Prof. Sean Scully an der Akademie der Bildenden Künste München. Der Weg ist das Ziel, laut der Münchner Malerin, welcher u.a. bei zahlreichen Studienreisen auch über Venedig führte.
„Ich befreie mich vor Klischee-Kunst, um mich zum Wesen der Malerei vorzuarbeiten“, sagt Sylke von Gaza. Bei diesem Befreiungsprozess bleiben die Einflussquellen ihrer abstrakten Werke spürbar, mehr noch, die Künstlerin selbst benennet sie.
Stark vom Werk Cimabue‘s in der Basilica di San Francesco in Assisi berührt, stellte die Malerin fest: „Dort durchdringt Energie das Sujet“. Der Kunsthistoriker der REnaissance Giorgio Vasari bezeichnete Cimabue – der Lehrmeister von Giotto – als stolz, hartnäckig, hoch motiviert und entschlossen, das zu tun, was er für richtig hielt. Diese Beschreibung ließe sich auch auf Silke von Gaza übertragen, wann es um die Umsetzung Cimabue’s Energie in abstrakter und monochromer Kunst gilt. Nährt man sich ihren aus dem Inneren leuchtenden Kompositionen in Grau, Rot, Purpur, oder Lila an, so erkennt man, wie eindrucksvoll es ihr gelungen ist.
Sylke von Gaza ist der Überzeugung, dass ein bestimmter Ausdruck nur durch die Energie des Malers – durch seine Konzentration, seine Wiederholungen und sein Loslassen – erzeugt werden kann. Dafür zieht die Münchnerin die handwerklichen Kenntnisse von den Alten italienischen Meistern heran, indem sie für ihre Leinwände eine rote venezianische Grundierung bevorzugt. Über den rotfarbigen Grundierungsschichten zog sie einen Schleier (engl.: „veil“) aus Farbe, was auch die Namen der Werke verraten: sie heißen meist: „red veil“, „grey veil“ oder „purple veil“. Der so genannte Schleier besteht aus zahlreichen, schmalen wie breiten, parallel nebeneinander und vertikal gesetzten Malstrichen, welche zugleich durch ihren offenen und kraftvollen Duktus bei der Farbschichtung auch die Handschrift der Künstlerin verraten.
Durch die Sichtbarkeit der Striche wird eine gewisse Dynamik vermittelt – entsprechend der Energie und Leidenschaft der Künstlerin beim Entstehungsprozess. Nicht nur die Art der Farbbahnen selbst, sondern auch das Wechselspiel von vertikal und horizontal erinnert stark an den Kompositionen ihres Lehrermeisters Prof. Scully. Der wesentliche Unterschied ist, dass die horizontale Komponente bei Sylke von Gaza lediglich aus einer, dafür aber sehr dominanten, meist ununterbrochenen Linie besteht. Die Malerin selbst spricht von einem Horizont, von einem Spalt zwischen Schleier und Hintergrund, der einen Einblick in die künstlerische Befindlichkeit ermöglicht – ein Einblick in eine andere Dimension, etwas Greifbares und Unerreichbares zugleich.
In Öl und auf großen, meist quadratischen Formaten entstehen somit zweigeteilte Gemälde, welche Horizonte in ihrer ganzen Ambivalenz andeuten. „Ich zeigte zwar Horizonte, aber ich stelle so nicht Landschaften selbst dar, sondern die Gefühle, die Landschaften hervorbringen“, erklärt die Künstlerin. Eine transparente Lasur vervollständigt das Werk.
Noch vor der Ausstellung in der Galerie Kronsbein wurde Sylke von Gaza eine große Ehre zuteil. 2009 hat die städtische Galerie im Lenbachhaus eines ihrer tiefgründigen Werke in ihre Sammlung aufgenommen.
