Jean-Michel Basquiat (* 22. Dezember 1960 in New York City; † 12. August 1988 ebenda)
war der erste afroamerikanische Künstler, der den Durchbruch in der hauptsächlich weißen Kunstwelt schaffte. Der gängigen Einordnung als Graffiti-Künstler widersprach Basquiat „Ich bin kein Teil der Graffitikunst.“ Bis heute polarisiert Basquiat bei der Bestimmung seines Stellenwertes in der Kunstgeschichte. Um Basquiats Bilder zu verstehen, schreibt die afroamerikanische Essayistin bell hooks, müsse man bereit sein, die tragische Dimension des schwarzen Lebens zu akzeptieren und bezieht sich dabei auf James Baldwins Essay The Fire Next Time (1963), „dass es für die Schrecken des schwarzen Lebens keine Sprache gibt.“ Basquiats Arbeit gebe diesem Schrecken einen künstlerischen Ausdruck.
Die gestische und unmittelbare Arbeitsweise Basquiats hat oft dazu geführt, dass seine Malerei als Neoexpressionismus bezeichnet wurde. Der Schichtenaufbau der Gemälde, deren Oberflächenverletzungen, die Zusammenarbeit mit Andy Warhol, das Sampeln eigener früherer Bildideen und das Wechselspiel von radikaler Leere und Horror vacui, stehen dagegen. Seine Bilder erinnern teilweise an schwarzafrikanische Volkskunst, teilweise an ein Sammelsurium der Straßen- und Gebrauchskultur nordamerikanischer Großstädte. Ähnlich mannigfaltig sind die Materialien und Techniken, die er verwendete. Er konnte alles zur Produktion von Bildern verwenden. Er benutzte in seinen Arbeiten vorgefundene Worte, Zeichen und Piktogramme, die er „facts“ nannte. „Meine facts hole ich mir aus Büchern. Sachen über Zerstäuber, den Blues, Methylalkohol, Gänse im ägyptischen Stil. Ich beziehe meine Anregungen aus Büchern. Was mir gefällt, erscheint in meinen Bildern. Ich übernehme nicht die Verantwortung für meine facts. Sie existieren ohne mich. Eine Speisekarte in einem Restaurant ist ein Bild. Vielleicht esse ich den Schweinebraten nicht, aber sein Bild lebt weiter. Das Menü, die Schrift, sie existieren weiter ohne mich“. Das Verbinden verschiedener bildgebender Elemente ist ein integraler Bestandteil der Kunst Basquiats. Seine Bilder sind in der Regel mit Wörtern, Buchstaben, Zahlen, Piktogrammen, Logos, Symbolen, Karten, Grafiken und mehr bedeckt.
Keith Haring „Er hatte Inhalte zu bieten, doch nicht nur darin hob er sich von der Graffitiszene ab. Er schrieb nicht auf U-Bahn-Waggons, sondern auf Häuserwände, dort, wo seine Streifzüge ihn hinführten. Und meistens führten sie ihn nach SoHo, wo die Galerien waren und wo seine Altersgenossen und Seelenverwandten lebten und herumhingen“. Mein Werk hat nichts mit Graffiti zu tun, die meisten Leute sind einfach nur Rassisten … und sie reden endlos über Graffiti, obwohl ich mich selbst gar nicht für einen Graffitikünstler halte. Sie haben dieses Bild von mir: der Wilde auf der Flucht, der wilde Affenmensch oder was zum Teufel sie auch denken, im Interview mit Tamara Davis 1986. Basquiat verstand sich selbst nicht als Maler, sondern als ein „Schreiber“ von Listen, Tafeln und „Vokabelheften“. Die vorschnelle, jedoch populäre Einordnung Basquiats in den Kontext der Malerei der Achtzigerjahre als Graffitikünstler oder Neoexpressionist verkenne die Vielfältigkeit und Bedeutung seiner Werke.
Die Werke Basquiats zählen mit zu den gefragtesten Kunstobjekten des 20. Jahrhunderts. 2008 wurde sein 1982 entstandenes Werk Untitled (Boxer) bei einer Auktion in New York vom Auktionshaus Christie’s für rund 13,5 Millionen US-Dollar an einen Unbekannten verkauft. Der frühere Besitzer war der Metallica-Drummer Lars Ulrich. Einer der höchsten Preise für eine Basquiat-Arbeit liegt bei 14,6 Millionen US-Dollar für sein Untitled (Pecho/Oreja), das 2007 von der Rockband U2 zur Versteigerung freigegeben wurde. Der bisher teuerste Basquait wurde im Mai 2015 im Auktionshaus Christie's für 37,1 Millionen US-Dollar verkauft. Titel des Werkes ist: „The Field Next to the Other Road“.
Johnny Depp, Dave Stuart (Eurythmics), Dennis Hopper, John McEnroe, Madonna and Leonardo DiCaprio u.a gehören zu den Sammlern seiner Werke. Der große Teil seiner besten Arbeiten ist in der Hand weniger Sammler wie Peter Brant, Eli Broad, Philippe Niarchos, Dennis Scholl und der Sammlerfamilie Mugrabi, die sehr viele Werke besitzt. Alberto Mugrabi ließ sich die Basquiat-Krone auf sein Handgelenk tätowieren.
